Ein Bericht von Florian Kampfer:
Samstagabend ging es für uns zum großen Favoriten Mettmann Sport. Chuyas und meiner Einschätzung nach wäre ein 2:9 realistisch gewesen – einzig Bernd meinte vorher „Heute geht was“, was mir nur ein müdes Lächeln abring. Zu groß schienen die individuellen Leistungsunterschiede. Wir erinnern uns: Mettmann war letztes Jahr in unserer Landesliga das Maß aller Dinge und spazierte nur so durch die Liga. Zwar konnten wir in der Rückrunde ein 8:8 aus Mettmann mitnehmen, dieses war aber mehr erschummelt als verdient, da alleine 6 Punkte gegen Ersatzleute aus der Kreisliga und den in die Mitte aufgerückten 6er erzielt wurden. Zu alledem hat Mettmann zwar seinen 3er abgegeben, dafür aber einen neuen Einser und Sechser dazubekommen – so dass die Mannschaft als noch mal deutlich stärker einzustufen galt.
Chuya und Heiko setzten sich nach anfänglichen Schwierigkeiten am Ende sicher durch, während Oli und ich gegen die Nr. 1 und 2 des Gegners antreten mussten (die zusammen rund 400 Punkte mehr als wir hatten), und uns standesgemäß schnell mit 0:1 und 0:5 hintensahen. Doch auf einmal wendete sich das Blatt. Ich machte viele Punkte mit Aufschlägen und gut platzierten Rückschlägen und Oli traf allein drei Wahnsinnsbälle nur aus dem Handgelenk aus der Hüfte und spielte auch sonst auf einmal fehlerlos. Wir gewannen den Satz dann mit 11:7 und setzten den Kurs im 3. Satz fort, indem wir 5:0 führten – machten also 17:2 Punkte in Folge gegen Leute, die uns im Einzel gnadenlos auseinandergenommen hätten. Den Satz brachten wir noch nach Hause, im 4. und 5. unterliefen uns dann leider ein paar individuelle Fehler zu viel, so dass wir knapp im 5. gratulieren mussten. Von Tsozk und Bernds Doppel kann ich nichts berichten, da wir parallel spielten, aber es ging augenscheinlich relativ chancenlos in 3 Sätzen verloren.
Oben hofften wir auf einen erneuten Sieg von Chuya gegen Kreik, und bei 1:1 und 10:8 für den Japaner sah es auch ganz gut aus. Kreik spielte fortan aber sehr stark, holte den Satz noch und siegte im 4. sicher. Heiko schien derweil gegen Eduard Rups auf verlorenem Posten und verlor den 1. Satz schnell 5:11. Doch Rups unterliefen auf einmal einfache Fehler, was Heiko sofort ausnutzte und Ball um Ball sicherer wurde. Im 4. Satz spielte er dann nahezu perfekt und dominierte Rups, und wir rieben uns schon verwundert die Augen. Heiko gewann somit 3:1 und das auch hochverdient.
In der Mitte war die Marschroute klar. Gegen den extrem starken König (letztes Jahr noch mit einem Sieg über Chuya und 2 ganz klaren Siegen über Heiko) haben wir uns gar nichts ausgerechnet, gegen den kriselnden Milicevic (zu Saisonbeginn noch mit 1870 Punkten, aber mit 0:4 gestartet) ganz evtl. eine kleine Chance. Und so spielte Tsozk zeitweise sehr gut mit und verlor nur knapp in 3 Sätzen gegen das unangenehme Spiel von König, der mit Noppen auf der Vorhand angreift, während Oli seine Topform unter Beweis stellte und Milicevic recht sicher in 4 Sätzen niederhielt.
Bernd begann gegen Fontana wie eine Rakete, sein fehlendes Training war ihm zu keiner Zeit anzumerken. Nach erkämpftem ersten Satz überrollte er seinen Gegner förmlich im zweiten – doch dieser besann sich in Satz 3 und 4 auf seine sicheren Blockbälle mit Spin überm Tisch, und Bernd kam nicht mehr ins Spiel. Im 5. biss er sich dann wieder mit 12:10 durch und zeigte, dass bei knappen Spielständen auf ihn Verlass ist. Im Parallelspiel hatte ich große Probleme mit Krämers offenen Aufschlägen und seinem Spielkonzept – denn offenkundig hatte er keines. Weiche Bälle und Blocks wurden von harten Spins und Schüssen unterbrochen, aber irgendwie mogelte ich Satz 1 mit meinen Aufschlägen nach Hause. Zu Beginn des zweiten Satzes führte ich 1:0, als mein Gegner den Return verschlägt und ihm dabei sein Griff in 2 Teile zerfällt. Wir wiederholten den Punkt, worüber man streiten kann, aber irgendwie verlor ich dadurch den Faden und kam auch bis Mitte von Satz 4 nicht mehr rein. Doch auf einmal saß jeder Rückhand-Topspin, und ich konnte mir den Satz noch holen. Letztendlich unterlag ich im 5. aber klar, da mein Gegner einfach sicherer war und mit meinen Aufschlägen am Ende leider keine Probleme mehr hatte.
Nun stand es 4:5, was eigentlich gut aussieht, aber trotzdem hatten wir uns in den nächsten 4 Spielen recht wenig ausgerechnet – ein 4:9 lag also in der Luft. Aber wir hatten nicht mit Heiko U. gerechnet. Und dieser zerlegte Linkshänder Kreik, gegen den er letztes Jahr in beiden Spielen keine Chance hatte, in den ersten beiden Sätze aufs Allerfeinste und spielte sich dabei in einen kleinen Rausch. Insbesondere mit der Rückhand punktete er immer wieder, und auch Gegenziehduelle gingen konsequent an den drahtigen Derendorfer. Im 3. und 4. Satz spielte Heiko kaum schlechter, allerdings wurde Kreik immer besser und konnte mit seinen platzierten Blocks und harten Vorhänden vermehrt punkten. Im 5. Satz übernahm Heiko aber wieder die Kontrolle und führte über 5:2 am Ende mit 10:6, und brachte dann bei 10:9 den vielumjubelten Sieg nach Hause und bescherte und das 5:5. Unsere Hoffnung, dass Chuya am Nebentisch gegen Rups ebenfalls punkten könnte, wurde jedoch nicht erfüllt. Zwar kämpfte sich Chuya im 4. Satz bei 1:2 noch mal von 7:10 auf 10:10 heran, unterlag aber letztlich sehr knapp in 4 Sätzen.
Die Folgespiele konnte ich aufgrund Zählens und selber Spielens nicht sehen, aber Oli spielte sehr gut gegen König mit, und erarbeitete sich in Satz 2 sogar einen Satzball. Am Ende ging dieses Spiel aber auch wie erwartet 0:3 verloren. Umso erfreulicher, dass Tsozk gegen Milicevic knapp in 4 Sätzen gewinnen konnte, und dabei so sicher wirkte wie schon lange nicht mehr. Milicevic ging ein ums andere Mal in die Halbdistanz und wollte Tsozk somit zu Fehlern verleiten, doch Tsozki war Samstag in Topform und leistete sich nur wenige Fehler auf diese Bälle. Nun stand es 6:7 und das Unentschieden war greifbar nah.
Nun musste ich gegen Fontana ran und war prinzipiell guter Dinge, da ich sein Spiel als relativ ungefährlich für mich eingestuft habe. Den ersten Satz spielte ich recht sicher mit einer Start-Ziel-Führung nach Hause, während im zweiten auf einmal gar nichts mehr lief. Schlechte Bewegung, schlechte Aufschläge, schlechte Rückschläge – es kam einfach kein Ball sauber übers Netz. Das Ganze setzte sich in Satz 3 fort, und ich lag auf einmal mit 2:7 zurück. Doch ich biss mich durch und konnte mehrfach direkte Punkte mit der Rückhand machen und kämpfte den Satz mit 12:10 nach Hause. Das war der Break, denn im 4. Satz lief es dann richtig, und ich zog schnell (unter Hilfe von 2 Nassen) auf 6:0 davon. Fontana blockte aber immer sicherer und ich ging zu sehr von meiner Linie ab, weich statt hart zu spielen – die Ballwechsel wurden länger, und mir ging zunehmend die Puste aus. Über 7:5 und 10:6 nahm ich dann bei 10:8 ein Time-out und war nahezu stehend K.O. Mit einem letzten Kraftakt kann ich noch einen guten Ballwechsel spielen und bringe uns das 7:7.
Bernd hatte gegen Krämer bereits den 1. Satz gewonnen, als die Schlussdoppel auf den Plan traten. Hier zeigten Chuya und Heiko erneut, warum sie auch in der Verbandsliga zu den allerbesten gehören und nach wie vor ungeschlagen sind. Nur im 3. Satz hatten Kreik und Rups eine Chance und auch einen Satzball, aber unterm Strich stand ein sehr überzeugender 3:0-Erfolg unserer Jungs zu Buche. Und auch hier zeigte Heiko wieder, dass er einen Sahnetag erwischt hatte. Er rohrte alles gegen, was nicht bei 3 auf dem Baum war, und traf unglaublich Bälle, was die Gegner wiederholt mit ungläubigen Blicken und Schulterzucken nach dem Motto „was soll man da machen“ quittierten.
Nachdem das Schlussdoppel also im Sack war, ging es bei Bernd in den 5. Satz. Jetzt hatten wir natürlich Lunte gerochen, denn unter diesen Bedingungen ist Bernie extrem nervenstark. Und so wurde um jeden Punkt gefightet, gebissen und geschrien, und wir tobten auf der Bank, als ob es ein entscheidendes Auf- oder Abstiegsspiel gewesen wäre. Dann hat Bernd bei 10:9 Matchball, spielt eigentlich alles richtig, aber Krämer wehrt mit einem sehr starken Rückhand-Parallel-Schuss ab. Bernd geht nun volles Risiko und zieht nach seinem Aufschlag die Vorhand durch, was zuvor im Satz immer gelang, und zieht dieses Mal knapp drüber – und Krämer hat seinerseits Matchball. Doch Bernd bewahrt die Nerven und wehrt diesen Ball clever mit weichen Rückhandbällen ab und bekommt nach einem leichten Fehler von Krämer seinen zweiten Matchball: Bernie zieht den Return voll durch und gewinnt das Ding mit 3:2 und somit auch sein zweites Spiel in der Verlängerung – und bringt uns damit einen der legendärsten Siege, den ich je mit dem TuS erleben durfte, und der auf einer Stufe mit dem 9:4 letztes Jahr gegen Union steht.
Ein absoluter krasser Außenseitersieg, was man auch der Gegenüberstellung der TTR-Punkte entnehmen kann: Nicht in einem einzigen Spiel waren wir von den Punkten her Favorit, in Summe hatten wir als Mannschaft satte 500 Punkte Rückstand! Mit einer solchen Leistung brauchen wir uns vor niemandem zu verstecken und im Abstiegskampf bestehen können. Nächsten Samstag haben wir in einem ganz wichtigen Spiel Preußen Elfringhausen zu Gast, die in der Tabelle hinter uns stehen.
Derendorf | Mettmann | ||||
Kojima | 1891 | vs | Rups | 1925 | -34 |
Ullrich | 1860 | vs | Kreik | 1937 | -77 |
Lieff | 1762 | vs | König | 1912 | -150 |
Man | 1732 | vs | Milicevic | 1834 | -102 |
Kampfer | 1697 | vs | Fontana | 1784 | -87 |
Weyershausen | 1694 | vs | Krämer | 1753 | -59 |
-509 |
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